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Mit dem Radlader ins Hotel

von Marc Krautwedel

Kapitel 5: Bandenkrieg mit Barbie

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Bandenkrieg mit Barbie

Bandenkrieg mit Barbie

Dorfleben, Landkreis Harburg

Ein Makel beim Verwöhnen war natürlich, dass Junior dabei seine Grenzen nicht kennengelernt hatte. In frühen Jahren waren ihm Besitztümer egal und er teilte alles. So erklärte mir ein entfernter Nachbar im Dorf: „Nein, das ist jetzt unser Kettcar. Dein Sohn hat es vorhin meiner Tochter geschenkt.“

Es gab Situationen, da nahm ich auch nicht darauf Rücksicht, dass die Eltern des beschenkten Kindes ein wenig sehr rückständig waren. Manchmal ist eine Frage der Haltung, die dann eine vierundzwanzigjährige Mutter in Sekundenschnelle als Dorfälteste mit Kraftüberschuss wirken lassen. Muttertiere können sauer werden.

Als mein fünfjähriger Sohn allerdings eine Plastikpistole wünschte, weil er mit seinen Freunden, die alle bereits eine hatten, ›Rinderhirten und festlandamerikanische Ureinwohner‹ spielen wollte, verweigerte ich die Wunscherfüllung. Haustiere können sterben, Menschen können es genauso. Das wusste er in der Sache als endgültig einzuschätzen. Dass es jedem passierte, war ihm technisch klar. Mit fahrenden Autos sollte er sich nicht anlegen. Den Tod als Kinderspiel von Sieg und Niederlage aktiv zum Spielziel zu erklären, halte ich nach wie vor für falsch. Etwas eigentümlich und vielleicht darüber hinaus auch noch bescheuert, war mein Gegenangriff: Ich kaufte ihm anstatt einer Knarre eine Barbiepuppe.

Junior staunte nicht schlecht. Genauso betroffen wirkten seine Freunde. Als wäre mit der Puppe ein Virus auf die Insel der Männerfreund- und -feindschaften gelangt. Die Fünfjährigen waren in zwei einander ›feindlichen‹ Banden organisiert und bewarfen sich mit Speeren aus Holunderzweigen, wenn sie sich nicht alle von ihren Heldentaten berichteten. Ich war nur froh, dass im Dorf Unmengen an Holunder wild wuchs und die Knirpse sich nicht auf Bauschutt zu einigen wussten. Sie hatten viel Mist gebaut. Kleinen Mist. Sie als Gangs zu bezeichnen und zu behandeln hätte die Knirpse verwirrt. Ihre Hauptbeschäftigung war das Abhauen. Jeder im Dorf sah sie rumflitzen. Wie zwei wilde Herden Jungvieh konnte man sie zur Essenszeit dirigierend durchs Dorf schimpfen. Seine Bande traf sich oft auf dem Mini-Bauhof neben dem Haus, in welchem unsere Wohnung war. Junior mit der Barbie dazwischen. Über Spätfolgen bin ich mir nicht im Klaren, zumindest hinterließ es keinen akuten Schaden, weil er es verstand, deutlich zu vermitteln, dass es nicht seine Idee war. Es hat mich wenig gestört, von einer Horde fünf- bis siebenjähriger milde belächelt zu werden. Die Puppe war strapazierfähig. Alle Belastungstests hielt auch sie nicht aus. Ausschließlich handelte ich gegen meine Überzeugung und besorgte ihm eine Erbsenpistole. Das aus Munition neues Leben entsteht, gibt ein schönes Bild ab. ›Der Vollstrecker ist gleichsam Schöpfer‹. Tatsächlich reduziert die Keimfähigkeit unbehandelter Geschosse die Haltbarkeit des Nahrungsmittels. Dass ich die Projektile im Reformhaus gekauft hatte, wäre glatt gelogen.

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Landleben oder Stadtleben?

Kinderspiel als Waffeneinstieg?

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