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Mit dem Radlader ins Hotel

von Marc Krautwedel

Kapitel 49: Amalfitana

Karte (Platzhalter)

Die Platzhalter-Karten werden ersetzt, und es wird eine Sammeldatenseite mit Maps und Ortsinformationen hinzukommen. Diese Seite erhält Ergänzungsdaten entsprechend der Kommentare in den Kapiteln.

Amalfitana

Amalfitana

Positano

Neapel lag hinter uns. ›Komisch‹, dachte ich immer wieder. ›Eigentlich ist Capri für viele Menschen ein Sehnsuchtsziel.‹ Katja schien kein Interesse daran zu haben. Noch war die Insel nicht zu sehen. In der Reisevorbereitung war Amalfi für Katja interessanter. Ich selbst kenne Ischia. – Und Capri könnte ich mir allenfalls in der Vor- oder Nachsaison vorstellen. Sicher, es war Ende Mai, aber wenn ich dahin fahren würde, dann allein und mich treiben lassen. Daher war ich nicht unzufrieden, dass die Überfahrt nach Capri nicht einmal zur Diskussion stand.

Es ging noch eine Weile durch urbane und gewerbliche Gegenden, bis wie mit einer kleinen Rampe, einer kurzen ansteigenden Kurve die berühmte Amalfitana, die Küstenstraße im Norden begann. Genaugenommen beginnt die Straße der leidenschaftlichen Aussichten erst in Sorrent und ist vierzig Kilometer lang. Aber hey, das interessierte mein Gemüt herzlich wenig, als wir uns schon vorher immer wieder nicht sattsehen konnten. Direkt irgendwo an einem größeren Gewässer entlang zu fahren ist schon toll. Hoch oben über dem Meer mit Blick auf Capri ist eine deutliche Steigerung. Getoppt wird das ganze, wenn man der Küste folgend, verbunden mit Steigungen immer neue Eindrücke gewinnt. Das Meer ist nicht ständig zu sehen. Doch plötzlich erscheint es vor und unter einem azurblau im Sonnenlicht. Blühende Oleander und der Duft der Limonen begleiten einen auf der Straße von Ausblick zu Ausblick – von Dorf zu Dorf. Wo Ansiedlung war, fand sie kompakt statt. Die Häuser, dicht an dicht über- und nebeneinander gebaut, krallen sich unterhalb und oberhalb der Straße an die steilen Felswände. Wo genug Platz war, ein Boot aus dem Wasser zu ziehen, hatten sie gesiedelt. Gefangen von allen Eindrücken, scherte ich mich wenig um die Verkehrssituation. Eigentlich sind Küstenstraßen und Gebirgspässe als Bei- oder Mitfahren weniger meine Passion. „Vorsicht, da kommt einer entgegen!“, „Nicht so schnell!“ und „Ein Bus! Das passt nicht! – Der kann aber fahren“, gehörten zu meinem Standardrepertoire auf den schönsten Routen Europas. Auf der Straße nach Amalfi war das anders. Mein Kind war groß. Der Erziehungsauftrag hatte sich erledigt. Ich hätte mich über den Fahrer oder seiner Beifahrerin, die mir den Rücken zuwandten, sorgen oder ärgern können. Stattdessen genoss ich die Aussicht und die Eindrücke. Es ist spannend, während der Fahrt mit den Augen zu lungern. ›Kommt als Nächstes eine Ansicht, die den letzten Wow-Effekt übertrifft?‹ Es funktioniert fast immer – mit unterschiedlichen Stimmungsbildern. Direkt vor Positano verführte der weite Blick auf das tiefer liegende Meer zum in die Ferne sehen. In den Ort von Norden fahrend, wechselt auch der weite Blick auf geballte Besiedlung. An den Hängen des Berges ist alles mit Häusern in Pastellfarben vollgeknallt. Die Straße folgt wie die Bebauung dem engen Einschnitt in die Landschaft. Er wäre zu schmal, um von dort oben das immer auch Wasser in dem Zwickel an Landschaft zu sehen. Der Einschnitt führt nicht ganz bis ins Meer, sodass sich keine Bucht ergibt. Ideal für die Fischerboote und die ersten Häuser war das dargebotene Land – auf kleiner Fläche planeben und direkt am Wasser. Die nachfolgende Bebauung kraxelt in der Schneise die steilen Wände hinauf. So sieht man auf der Fahrt entlang einer Straße, die wie eine Höhenlinie den Einschnitt mitgeht, fast nur auf die Häuser der anderen Seite und kaum das Meer – nur wenige hundert Meter von ihm entfernt. Die dicht aneinandergebauten Häuser kleben wie Zuschauer auf den steil gesetzten Stufen eines gigantischen Amphitheaters. Eigentlich sollte man in solchen Orten schnelle Augen haben, damit man zwischen den Häusern einen Blick auf das Blau erhaschen kann. Beim Ortsausgang Richtung Amalfi öffnet sich die Sicht zum Meer wieder. – Und wie. Meerseitig liegen die gefühlt zahllosen, eben noch der Natur Raum abringenden, mit Kraft und Schweiß errichteten Gebäude unterhalb der Straße. Es sieht von dort oben aus, als würden nur kleine Mauern, Zäune und Gartentüren den Sprung ins Meer hindern wollen oder dazu einladen. Von der anderen Seite der Schlucht sah ich vorher, wie dicht und tief die Bebauung unter uns war. Ich sah sie nur nicht mehr, sondern das Meer. – Als würde ich vom Dach eines Hochhauses über eine Stadt am Meer hinwegsehen. Die einspurige Straße wird von einem Gehweg begleitet, auf dem die Esstische der Lokale und Hotels stehen. – Wo sollten sie auch hin? ›Wie die Hühner auf der Stange. Für eine Familienfeier reicht der Platz nie‹, dachte ich.

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