Crashkurs Napoli
Neapel
♥
Die Abruzzen im Rücken und Rom rechts liegen lassen. Ich war unwissend froh über den entgangenen Gewinn, dass sie mir die Erinnerungen an Augenblicke der Freiheit nicht versauten, indem sie diese mit Querschlägern übertünchten. Mir war gewahr, dass ich nicht mich, sondern Rom schützte, als mein Sohn fragte, ob wir „kurz runter“ fahren wollten. Die Hatz durch Venedig mit „Schatz“ und „Schaatz“ hatte bereit an etlichen meiner geliebten Schätze aus der Vergangenheit zu Erosionen geführt. Sie würden es überstehen. Die Ewige Stadt zog am Fenster der Rückbank vorbei, ohne dass ich sie sehen konnte.
Der nächste schutzbefohlene Ort, Neapel, war nicht auf dem Speiseplan des jungen Glücks.
„Da hinten hatte ein Müllberg gebrannt, als wir landeten“, wusste mein Sohn seiner Angebeteten zu berichten. Er war auch sonst kein Neapel-Fan. „Wozu da hin? Kaputte, schäbige Häuser, Kriminalität, Wäscheleinen über der Straße und eine ehemalige Sommerfrische unter der Vulkanasche.“
›Er ist so feinfühlig.‹
„Schatz, willst du da hin. Die haben zumindest die Pizza Margarita erfunden.“
„Ich denke, das ist besser, wenn wir direkt Amaaalfi gehen.“
Schweigend stimmte ich ihr zu. Ich blickte zum Vesuv und dachte an einen nur für mich langweiligen Urlaub auf Ischia, bei dem mein Mann es auf die Heilquellen von Nitrodi abgesehen hatte und mein Sohn auf Sozialkontakte. Mich schleppten sie zur Erbauung zu einem Klosterfelsen, auf dem mumifizierte Nonnen in den Nischen kauerten.
Neben uns war der Vesuv. Wenn ich den sehe, denke ich an europäische Geschichte.
Meinungen
Ich war nur kurz an der Anlegestelle in Neapel. Es muss toll sein. Rette uns vor den Ignoranten und sag uns, was wir bisher verpasst haben.
Sonstige Bemerkungen?