Bodenständig
Rimini /Adria
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Die nächste Station unserer Reise hatte mich überrascht. Am Wasser war Rimini so, wie ich es erwartet hatte: endloser Strand, unzählige Liegen und eine Strandstraße mit Hotels dahinter. Der Teutonengrill. Von der schönen, lebendigen Altstadt hatte ich noch nie etwas gehört. Es ist sicherlich eine Reise wert, wenn nicht die Unmengen von Reisenden da wären. Der Gedanke ist genauso blöde wie das Veröffentlichen von Reise-Geheimtipps, die dann keine mehr sind. Paradox. Vielleicht sollte ich mich damit abfinden, dass Menschen genau da hingehen, wo es schön ist. Es sind die Anwohner, die mit dem Tourismus klarkommen müssen. Die Altstadt von Rimini hat uns überrascht und den Zeitplan erneut durcheinandergebracht. Wir fuhren an der Adria entlang und versuchten es untereinander mit versöhnlichen Tönen. – Erfolgreich
In einem kleinen Hotel an der Straße gegenüber vom Strand übernachteten wir und saßen bis spät abends gemeinsam in einer sehr einfachen Pizzeria. Sie waren saisonal noch nicht auf den Massentourismus eingestellt. Der würde kommen und so waren wir allein in dem großen Raum mit der Wirtsfamilie. Es dürften etwa acht bis zehn Personen gewesen sein. Der Gastraum war modern und zweckgebunden beleuchtet. Italienische Gefühle kamen bei den Tischen, die eine Kunststoffbeschichtung in dem hellgrauen Muster, das bevorzugt bei PVC-Industrieböden Verwendung findet, um nicht jeden Krümel erkennen zu lassen.
Morgens traf ich auf Katja und Junior zur verabredeten Zeit am Strand. Katja wollte in die Adria springen und die Sonne am Meer genießen, bevor wir weiterführen. Es war ihr dann doch zu kalt. Sie trug jetzt wieder ein ausgestelltes Sommerkleidchen und hüpfte vor Freude im feinen Kies. Mein Sohn saß daneben und sah sie an. Ich kam hinzu und setzte mich auch in den Kies, nachdem ich kurz nur mit den Füßen ins Wasser gegangen war. Ich war komplett angezogen. Nur barfuß. Kurz das Wasser spüren und … – Es gibt keine logische Erklärung dafür. Ich mache das immer. Für eine andere Auffälligkeit schien es ebenso keinen triftigen Grund zu geben.
„Schatz, warum gehst du nur auf Zehenspitzen? Du trittst überhaupt nicht mit dem ganzen Fuß auf“, sagte mein Sohn zu Katja.
Jetzt fiel es mir auch auf. Sie setzte nur die Ballen auf und nie die Ferse ab. Ein Klassiker. Erst wenn man es mitbekommt, kann man sich von dem Anblick nicht mehr trennen. Wie mag es Junior gegangen sein? Offenbar war es ihm auf den Kurzstrecken in der Wohnung nicht aufgefallen.
„Schatz, ich kann nicht. Von Schuhen sind meine Sehnen kürzer. Ich trage hohe Schuhe schon seeehr lange.“
„Warum tust du dir das an? Lauf doch zumindest auch in normalen Schuhen. Warum die hochhackigen Mistdinger? Die ramponieren deinen Körper. Du kannst nicht mehr vernünftig gehen, weil du ungesunde, unbequeme Schuhe tragen willst. Den Irrsinn muss man sehen, um ihn zu glauben.“
„Schatz, du musst verstehen, dass hohe Schuhe machen Beine lang und dünn. Ich bin Frau.“
„Mutter, bitte. Sag du etwas. Sie ist eins fünfundsiebzig, superschlank, hat Beine bis zum Po und verstümmelt sich für nichts.“
„Katja, du hast schöne Beine“, sagte ich, obwohl es aus meiner Sicht nicht eine Frage von Schönheitssuche oder Maßen sein darf, was entscheiden sollte, ob man sich künstlich gesundheitlich oder motorisch einschränkt.
„Schatz, wir wollen Kinder. Wie stellst du dir vor, mit ihnen auf dem Rasen zu spielen? In High Heels?“
Das Argument saß. Junior hat eine recht direkte, unfrisierte Art, Dinge anzusprechen. Ein üblicher menschlicher Dialog wird schnell über die Faktenlage erstickt. Ein gemeinsames Erörtern, um dann in Abwägung und Versuchen zu einem vermeintlich gleichen Ergebnis zu kommen, erübrigt sich – für ihn.
Meinungen
Frage an Männer. Sind hochhackige Schuhe bei Frauen klasse?
Sonstige Bemerkungen?