Leseposition speichern
Leseposition speichern

Mit dem Radlader ins Hotel

von Marc Krautwedel

Kapitel 54: Meet and Greet

Karte (Platzhalter)

Die Platzhalter-Karten werden ersetzt, und es wird eine Sammeldatenseite mit Maps und Ortsinformationen hinzukommen. Diese Seite erhält Ergänzungsdaten entsprechend der Kommentare in den Kapiteln.

Meet and Greet

Meet and Greet

Pescara

Katja, Junior und ich frühstückten in Amalfi vor dem Dom. Auf der Küstenstraße ging es dann ein Stück weiter, um zur Autobahnauffahrt zu gelangen. Genaugenommen fuhren wir den uns ab Ravello noch unbekannten, zauberhaften Rest den Amalfitana. Das junge Glück hatte sich geeinigt, Capri irgendwann nachzuholen. Sie wollten sich nun dem eigentlichen Anlass der Reise, der Veranstaltung in Pescara ohne Verspätung zuwenden. Außer einem Stopp zum Tanken und für den Kauf von ein paar Sandwiches, Panini und Getränken hielten wir nicht mehr. Wir fuhren durch bis nach Pescara. Ich hatte meinen Sohn vor der Reise noch nie Energydrinks konsumieren sehen. Auf den paar tausend Kilometern dieser Tour tankte er das Fruchtgummiwasser, als sei es Brennstoff.

Pescara, die Perle der Adria? Ich scheine mich nicht zu erinnern. Aber ich habe auch zu wenig von dieser Stadt gesehen. Unser Hotel war ein Strandhotel, etwas außerhalb. Auf dem Weg dorthin fuhren wir stadtseitig an Hotels vorbei. Strandseitig waren Vergnügungsbereiche unterschiedlicher Spielart. Egal, wir hatten ein Geschäftstreffen, bei dem es nicht um Geschäfte an sich, sondern um den Austausch ging. Es gab nichts zu verlieren. Und nichts zu gewinnen, außer der Intensivierung bestehender und der Knüpfung neuer Kontakte. Junior und ich traten zwar zusammen auf, teilten uns dann aber die Zuwendung zu den zweihundert Teilnehmern auf. Bei mir war es einfach. Ich kannte sie schon aus Dubai, New Orleans und New York. Mit etlichen war ich bekannt, mit einigen sehr vertraut und mit Thomas aus Nigeria befreundet. Jede Form von ethnical correctness ignorierend, fragte ich Thomas bei unserem ersten Treffen: „Deine Haut sieht toll aus. Darf ich mal anfassen?“ Er grinste und hielt mir seinen ultraschwarzen Arm hin. Es war nicht die Farbe allein. Seine Haut sieht anders aus. Sie hat etwas Ausdrucksstarkes und wirkt weniger durcheinander und weniger schreckhaft als meine. „Deine Haut ist ja total fest und stabil“, sagte ich, während ich an seinem Unterarm versuchte, Falten zu zupfen. In Pescara war er auch und wir umarmten uns wie alte Freunde, die wir trotz der wenigen Begegnungen sind. Es war alles harmonisch und auch mit den anderen lief es wie immer. Es gab nur einen Störfaktor: Herr Mayer war dabei. Sie kannten ihn bisher nur aus dem Schriftverkehr und aus Videokonferenzen. Das war weniger anstrengend für die armen Menschen, die sich auf ein entspanntes Treffen unter Freunden mit gemeinsamen Strategien und gemeinsamen Erklärungen gefreut hatten. In der Sache war Junior auf der Höhe, wie er es in zahllosen E-Mails und Rundschreiben zum Besten gegeben hatte. Bei Videokonferenzen versagte er verzeihlich bei der Einleitung. „Ich bin doch nicht bei der Punktevergabe eines Schlagerwettbewerbs und vergebe erst mal sinnlose Komplimente“, sagte er zum Glück nur im privaten Kreis. Bei Besuchen ausländischer Gäste waren es entweder reine Geschäftstermine – das kann er, behauptet er – oder es ging um den Aufbau von Beziehungen. Von sensibler Annäherung und Feingefühl in der Dosierung der Gesprächsinhalte hat Junior keinen blassen Schimmer. So hatte ich die vornehme, allseits dankbar angenommene Aufgabe, sie einander vertraut zu machen. Bei Schönwettergesprächen übernahm ich, bevor Herr Mayer mit einem trockenen Kommentar für Unverständnis sorgte. Wer mit ihm ernsthaft über die Arbeit sprechen wollte, fand Gehör. Und wer eines seiner Lieblingsthemen aufgriff, brauchte eine gute Ausrede, um da wieder rauszukommen.

Ich moderierte. Aus seiner Meinung: „Das soll ein Vertrag sein? Das ist geschriebene Luft!“ wurde: „Schön, dass wir eine gemeinsame Basis für die Zukunft gefunden haben.“ Aus: „Ich habe die Lösung. Ist erledigt!“ wurde: „Deine Meinung interessiert uns brennend.“ Aus: „Nein!“ wurde: „Eine wunderbare Idee. Wir wissen noch nicht, ob wir das in unsere Arbeitsweise direkt implementieren können. Wir sollten den Punkt gemeinsam bis zum nächsten Treffen noch etwas vertiefen.“ – Eigentlich passte es genau so. Es war Arbeitsteilung. Da Junior und ich Kollegen waren, traten wir auch gemeinsam auf. Die Abläufe waren klar. Tagsüber fanden zunächst Präsentationen statt. Dann traf man sich in Arbeitsgruppen. Am Ende wurden vorzeigbare Ergebnisse auf der Schlussveranstaltung präsentiert. Wie üblich wurden auch untereinander bereits abgesprochene Verträge geschlossen. Erklärungen des gegenseitigen Verständnisses wurden feierlich unterzeichnet. Abends ging es dann in die Hotelbar. Das lockere Treffen an der Bar und auf der zugehörigen Terrasse mit Variationen der plastikgeflochtenen Loungemöbel gehörte dazu. Es wurde dann noch privater und Grüppchenbildungen förderten zumindest die gefühlte Vertrautheit. Junior und ich sind da völlig verschieden. Er setzt sich – und bleibt sitzen. Ich wechsle die Gruppen aktiv, weil ich alle Personen kennenlernen möchte und gleichfalls niemanden belagere. Die Trennung – auch die gewollte Trennung von Gruppen unterschiedlicher Gesinnung oder gar ›Klassen‹ ist für mich ein Unding. Andere halten sich an unausgesprochene Regeln. Ich liebe Spannung.

Meinungen

Was macht Palermo für Dich besonders? Was stört Dich an der Stadt?

Sonstige Bemerkungen?

0 0 votes
Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Meinungen
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen

Zur Vermeidung von Spam und Verbreitung von propagandistischen Inhalten, Beleidigungen und unziemlicher Wortwahl, werden alle Beiträge vor Veröffentlichung geprüft. Gleiches gilt für Kommentare, die so überhaupt nichts mit den Textinhalten zu tun haben. Eine Zensur von kritischen Äußerungen, Wertungen und Emojis findet nicht statt.

0 0 votes
Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Meinungen
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen

alle Kapitel

Kapitel 2: Nichtflieger

Kapitel 2: Nichtflieger

2 min 48 sec read
Kapitel 4: Lumumba

Kapitel 4: Lumumba

2 min 42 sec read
Kapitel 9: Brieffreundschaften

Kapitel 9: Brieffreundschaften

3 min 47 sec read
Kapitel 10: Nadelya

Kapitel 10: Nadelya

6 min 7 sec read
Kapitel 12: Lost Nuggets

Kapitel 12: Lost Nuggets

5 min 53 sec read
Kapitel 13: Eau de Toilette

Kapitel 13: Eau de Toilette

11 min 0 sec read
Kapitel 15: Ankunft in Minsk

Kapitel 15: Ankunft in Minsk

7 min 20 sec read
Kapitel 17: Lecker! Suuupe

Kapitel 17: Lecker! Suuupe

6 min 26 sec read
Kapitel 18: Essen mit Familie

Kapitel 18: Essen mit Familie

1 min 34 sec read
Kapitel 21: Lauschkommando

Kapitel 21: Lauschkommando

9 min 38 sec read
Kapitel 22: Puppentanz

Kapitel 22: Puppentanz

3 min 34 sec read
Kapitel 24: Mordsstimmung

Kapitel 24: Mordsstimmung

6 min 19 sec read
Kapitel 32: Dickschiffe

Kapitel 32: Dickschiffe

4 min 16 sec read
Kapitel 34: Bodenständig

Kapitel 34: Bodenständig

3 min 15 sec read
Kapitel 35: Mönch und Mayer

Kapitel 35: Mönch und Mayer

8 min 55 sec read
Kapitel 39: Piazza Grandiosa

Kapitel 39: Piazza Grandiosa

3 min 34 sec read
Kapitel 45: Gastfreundschaft

Kapitel 45: Gastfreundschaft

2 min 30 sec read
Kapitel 46: Personenverkehr

Kapitel 46: Personenverkehr

2 min 36 sec read
Kapitel 47: Schussfest

Kapitel 47: Schussfest

3 min 42 sec read
Kapitel 49: Amalfitana

Kapitel 49: Amalfitana

3 min 57 sec read
Kapitel 51: Capri oder Kubba

Kapitel 51: Capri oder Kubba

5 min 5 sec read
Kapitel 52: »Amaaalphi«

Kapitel 52: »Amaaalphi«

4 min 23 sec read
Kapitel 53: Luxus und Leben

Kapitel 53: Luxus und Leben

14 min 15 sec read
Kapitel 54: Meet and Greet

Kapitel 54: Meet and Greet

4 min 11 sec read
Kapitel 55: Stilfragen

Kapitel 55: Stilfragen

12 min 10 sec read
Kapitel 57: Muchos Nachos

Kapitel 57: Muchos Nachos

2 min 40 sec read
Kapitel 59: Pilzgerüchte

Kapitel 59: Pilzgerüchte

7 min 50 sec read
Kapitel 61: Kamelhandel

Kapitel 61: Kamelhandel

6 min 27 sec read
Kapitel 63: Montparnasse

Kapitel 63: Montparnasse

3 min 46 sec read

urheberrechtlich geschützte Inhalte